Thrombozyten (Blutplättchen)

Thrombozyten (Blutplättchen) gehören neben weißen und roten Blutkörperchen zu den Blutzellen. Sie erfüllen wichtige Aufgaben bei der Blutstillung und auch der Blutgerinnung. Wenn du dich verletzt, sammeln sich die Blutplättchen an der Wunde und verklumpen. Damit verhindern sie, dass du zu viel Blut verlierst. Sie spielen auch eine Rolle bei der Auslösung und Entstehung von Krankheiten, zum Beispiel einem Herzinfarkt.

Wie bildet der Körper Blutplättchen?

Der Körper bildet die Blutplättchen im Knochenmark. Dort regulieren, wie so oft, Hormone (Thrombopoetin) deren Produktion. Thrombozyten bilden sich aus Vorläuferzellen, sogenannten Megakaryozyten. Mediziner:innen bezeichnen die Produktion als Thrombozytopoese. Die Milz baut die Blutplättchen wieder ab, übrigens genau wie einen Teil der roten Blutkörperchen.

Einige Eckdaten zu den Blutplättchen:

  • Sie sind flach und scheibenförmig
  • Ihr Durchmesser beträgt 1,5 µm (Mikrometer)
  • Sie zirkulieren zwischen sieben und zwölf Tage im Blut

Welche Aufgaben übernehmen Thrombozyten?

Kernaufgabe der Thrombozyten ist die Blutstillung. Sie sind Teil des komplexen Gerinnungssystems im Körper, das das Blut bei Bedarf verfestigt. Die Funktion der Blutplättchen muss sehr fein abgestimmt sein, denn

  • bei Verletzungen müssen sie mithelfen, das Blut gerinnen zu lassen, damit die Blutungen stoppen,
  • unter normalen Bedingungen darf das Blut keinesfalls gerinnen, ansonsten drohen Blutgerinnsel, insbesondere Thrombosen.

Wenn du dich z. B. beim Kartoffelschälen geschnitten hast, sendet dein Körper sofort Botenstoffe aus. Diese locken Blutplättchen an, die durch die Blutgefäße schwimmen, sich an der Wunde zusammenlegen und für eine rasche Blutungsstillung sorgen. Besonders interessant: Die einzelnen Blutplättchen verstärken sich gegenseitig in ihrer Wirkung, indem sie Stoffe absondern, die weitere von ihnen anlocken.

Diese sogenannte primäre Wundheilung dauert nur fünf bis sieben Minuten. Anschließend folgen weitere Schritte der Wundheilung, bis der Gewebedefekt am Schluss vollständig behoben ist.

Wann ist die Anzahl an Blutplättchen erhöht bzw. erniedrigt?

Normalerweise liegt die Anzahl an Thrombozyten in einem Bereich von 150.000 – 400.000 je Mikroliter (μl) Blut. Verschiedene Faktoren verändern aber ihre Gesamtzahl. Diese Untersuchung des Blutbildes wird anlässlich jeder Blutspende und mindestens bei jeder 15. Plasmaspende durchgeführt.

Erhöhte Anzahl an Blutplättchen: Die Thrombozytose

Wenn du zu viele Thrombozyten hast, spricht deine Ärztin/dein Arzt von einer sogenannten Thrombozytose. Liegt deine Thrombozytenanzahl bei knapp über 400.000, ist das meist noch kein Grund zur Beunruhigung. Eine Thrombozytose liegt je nach Definition erst vor, wenn der Wert oberhalb von 500.000 pro Mikroliter bzw. 600.000 liegt.

Mögliche Ursachen einer Thrombozytose sind:

  • Entzündungen (z. B. Morbus Crohn oder Arthritis)
  • Zustand nach Größere Blutverluste, z. B. nach einer Verletzung oder Operation
  • Entfernung der Milz
  • Knochenmarkserkrankungen
  • Tumorerkrankungen (v. a. Lungenkrebs)
  • Starkes Rauchen, Kettenraucher

Erniedrigte Anzahl an Blutplättchen: Die Thrombozytopenie

Ist die Anzahl der Thrombozyten vermindert, spricht man von einer Thrombozytopenie. Auch hier gilt: Gerate bei einer leichten Unterschreitung der Thrombozytenanzahl nicht in Panik, sondern lass die Ursache beim Hausarzt abklären. Ist die Anzahl der Blutplättchen deutlich verringert, sind dies mögliche Ursachen:

  • Rückenmarkserkrankungen
  • Medikamente (z. B. Chemotherapeutika, Heparin, Antibiotika)
  • Eisenmangel
  • Infektionen
  • Tumorerkrankungen
  • Leukämie
  • Alkoholmissbrauch
  • Pseudothrombozytopenie

Ein Sonderfall ist die Immunthrombozytopenie (ITP), bei der sich das Immunsystem gegen die Blutplättchen richtet und diese zerstört.

Was sind die Folgen dieser Abweichungen?

An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass kleine Veränderungen im Blutbild zunächst kein Grund zur Panik sind. Lass sie sicherheitshalber trotzdem von deinem Hausarzt oder deiner Hausärztin abklären. Schwere Abweichungen können aber durchaus gefährliche Folgen haben.

Zu viele Blutplättchen lassen das Blut leichter gerinnen

Bei einer leicht erhöhten Anzahl an Blutplättchen zeigen sich meist keine Symptome. Deutlich zu hohe Werte stören die Blutzirkulation und können zu Schwindel und Kopfschmerzen führen. Insgesamt ist das Risiko einer Thrombose (stark) erhöht. Je nach Entstehungsort kann eine deutlich zu hohe Anzahl von Blutplättchen lebensbedrohliche Folgen haben, z. B. einen Schlaganfall, Herzinfarkt oder eine Lungenembolie.

Ist die Erhöhung nur vorübergehend und nicht zu stark, kann auf eine Therapie verzichtet werden. Besteht das Problem fortdauernd, kommt eine antiaggregatorische Therapie mit speziellen Medikamenten zum Einsatz, welche das Risiko der Verklumpung von Thrombozyten senken können.

Erniedrigte Werte können das Blutungsrisiko steigern

Auch bei einer zu niedrigen Anzahl von Blutplättchen gilt: Leichte Unterschreitungen der Normalwerte führen meistens nicht zu Beschwerden. Liegen deutlich zu wenig Blutplättchen vor, spüren Betroffene dies meist zufällig durch

  • starke Blutungen, selbst bei kleinen Verletzungen,
  • häufigem Nasenbluten,
  • Blutergüssen, die bereits bei leichten Stößen entstehen.

Stark erhöht ist das allgemeine Blutungsrisiko bei Werten unterhalb von 20.000 / μl. Dann drohen bereits bei den leichtesten Verletzungen starke Blutungen. Besonders gefährlich ist das Risiko innerer Blutungen sowie Hirnblutungen. Im Vordergrund steht die Behandlung der Ursachen. Genügt dies nicht, werden in sehr schweren Fällen Blutplättchen-Konzentrate verabreicht.

Sonderfall: Gerinnungshemmende Medikamente

Nach einem Schlaganfall oder Herzinfarkt müssen Patienten oft lebenslang sogenannte gerinnungshemmende Medikamente (Antikoagulantien) einnehmen. Antikoagulantien setzen die Gerinnungsbereitschaft des Blutes herab und verringern so das Risiko eines Blutgerinnsels. Eine Wirkstoffgruppe, sogenannte Thrombozytenaggregationshemmer (z. B. ASS), vermindert zwar nicht die Anzahl der Blutplättchen, verhindert aber, dass diese sich allzu leicht zusammenlagern, wie nach einer Verletzung. Deswegen zeigen Personen, die solche Wirkstoffe einnehmen, eine erhöhte Blutungsneigung. Vor jedem Eingriff, und sei er noch so klein, wirst du gefragt, ob du Blutverdünner einnimmst. Wenn ja, musst du sie zuvor vermutlich absetzen.

Quellen

  • Sucker C. Klinische Hämostaseologie für Zahnärzte und Oralchirurgen: Blutgerinnung interdisziplinär. Walter de Gruyter Verlag, Berlin/Boston, 2019
  • Gründer S, Schlüter KD. Physiologie hoch zwei. Urban & Fischer, München, 2019
  • Kristin H, Lenz E. Die Medizinische Fachangestellte: Medizinische Fachkunde. Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover, 2008
  • Guder WG, Nolte J. Das Laborbuch für Klinik und Praxis. Urban & Fischer, München, 2005 zu alt, nicht zitieren
  • Mayatepek E. Pädiatrie: Grundlagen, Klinik und Praxis. Elsevier, München, 2019

Weiterführende Informationen

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