Die Eisenmangelanämie ist die häufigste Form der Anämie (Blutarmut) – rund 80 Prozent entfallen auf diese Form. Sie entsteht durch einen Eisenmangel, der entweder ernährungsbedingt, durch Blutungen, Blutverluste oder eine gestörte Eisenaufnahme entsteht. Folge ist eine mangelhafte Bildung des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin und damit ein verminderter Sauerstofftransport durch den Körper.
Die Eisenmangelanämie ist in der „Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme“, besser bekannt als ICD-10, mit D50 klassifiziert.
Eisen übernimmt im Körper verschiedene Aufgaben. Eine davon ist der Sauerstofftransport. Auf den roten Blutkörperchen, den Erythrozyten, befindet sich der rote Blutfarbstoff Hämoglobin, in dessen Zentrum wiederum ein Eisenatom sitzt. Sauerstoff bindet sich an diese Eisenatome, die den Sauerstoff dann von den Lungen in den gesamten Körper transportieren und am Zielort abgeben.
Der Körper benötigt auch zur Blutbildung Eisen. Genau hier liegt das Problem bei einer Eisenmangelanämie. Das Knochenmark kann nicht mehr genug rote Blutkörperchen produzieren. Zudem ist Eisen Bestandteil vieler Enzyme und wichtig für deine Immunabwehr.
Es gibt verschiedene Ursachen dafür, dass dem Körper zu wenig Eisen für die Blutproduktion zur Verfügung steht. Die Kenntnis über den Auslöser ist entscheidend für eine wirkungsvolle Behandlung.
In den Industrieländern selten, global betrachtet aber eine häufige Ursache, ist eine zu geringe Eisenaufnahme. Mangelernährung oder zu einseitige Speisen können dafür sorgen, dass dem Körper sprichwörtlich der Vorrat ausgeht. Der Tagesbedarf an Eisen beträgt zwischen 10 und 15 mg und bei Schwangeren 30 mg. In den Industrieländern leiden etwa 10 Prozent, in ärmeren Ländern bis zu 50 Prozent an einer Eisenmangelanämie.
Damit ist nicht die Aufnahme mit der Nahrung, sondern die im Darm gemeint. Es kann also vorkommen, dass du ausreichend Eisen zu dir nimmst, aber trotzdem eine Eisenmangelanämie entwickelst. Ursachen hierfür ist meist eine Störung des Magen-Darm-Traktes, wie z.B.:
Auch können manche Lebensmittel die Eisenaufnahme im Verdauungstrakt hemmen. So zum Beispiel:
Nun wirst du dich sicherlich wundern, gilt Spinat doch als eisenhaltig. Das ist er auch, kurioserweise enthält er aber auch Inhaltsstoffe, die die Eisenaufnahme hemmen. Trotzdem sind alle genannten Speisen gesund und du musst nicht darauf verzichten. Liegen sonst keine Risikofaktoren für einen Eisenmangel vor, ist der Verzehr völlig unproblematisch.
Blutungen sind mit 80 Prozent aller Fälle die Hauptursache der Eisenmangelanämie. Diese können sowohl chronisch als auch akut sein. Verschiedene Erkrankungen führen zu einem oft lange unbemerkten, andauernden Blut- und damit Eisenverlust, z. B. Krebs, Geschwüre, Hämorrhoiden oder auch verstärkte Regelblutungen. Ein Blutverlust ergibt sich außerdem durch die Blut- und Plasmaspende. Insgesamt lassen sich drei besonders häufige Blutungsorte identifizieren:
Manchmal benötigt der Körper mehr Eisen, zum Beispiel in Phasen starker körperlicher Betätigung (z. B. bei Leistungssportlern). Ein erfreulicher Grund für einen gesteigerten Eisenbedarf ist eine Schwangerschaft. Weitere Ursachen für einen erhöhten Eisenbedarf können sein:
Die Symptome der Eisenmangelanämie sind oft uncharakteristisch. Sie entstehen erst mit zeitlicher Verzögerung und werden zunehmend stärker. Typischerweise ähneln die Beschwerden denen anderer Anämien. Folgende Symptome können auf eine Eisenmangelanämie hindeuten:
Der gesunde Organismus verfügt über eine gewisse Menge Eisen, die im Körper gespeichert sind. Unter normalen Verhältnissen kommt es in einer gleichen Menge an Eisenaufnahme als auch Eisenverlust, sodass wir immer konstante Eisenspeicher haben. Wenn über einen längeren Zeitraum mehr Eisen verlorengeht als hinzugefügt wird, entleeren sich die Eisenspeicher immer mehr. Symptome bei der betroffenen Person zeigen sich erst, wenn der Eisenspeicher leer ist. Nicht selten vergehen Wochen und Monate, bis sich erste Symptome einstellen.
Daher ist es oft der Fall, dass Ärzte die Diagnose erst relativ spät stellen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Beschwerden schwer zuzuordnen sind. Wenn du z. B. viel Stress hattest, treten ähnliche Symptome auf. Daher erfolgt die Diagnose meist zufällig im Rahmen einer Blutuntersuchung.
Bei einer Anämie ist der Hämoglobinwert (Hb) vermindert. Normal sind bei Männern 14 – 18 g/dl und bei Frauen 12 – 16 g/dl. Auch der Hämatokrit (Hkt) ist wichtig für die Diagnostik. Er gibt den prozentualen Anteil der Blutzellen im Blut an. Die überwältigende Mehrheit entfällt dabei auf Erythrozyten, somit gibt auch dieser Wert Hinweise auf eine Eisenmangelerkrankung, sofern er erniedrigt ist.
Auch eine zu niedrige Erythrozyten-Anzahl spricht für eine Eisenmangelanämie. Folgende Erythrozyten-Werte sind normal:
Zudem ist deren Größe und „Beladung“ mit Hämoglobin entscheidend. Erythrozyten sind bei einer Eisenmangelanämie zu klein. Der Wert dafür lautet „mittleres Erythrozytenvolumen“ (MCV). MCH bedeutet „mittleres Erythrozytenhämoglobin“ und besagt, wie viel Hämoglobin jedes rote Blutkörperchen enthält. Auch dieser Wert ist bei der Eisenmangelanämie zu niedrig.
Um eine eindeutige Diagnose zu erhalten, sind weitere Laborwerte von Interesse:
Bestätigt sich der Verdacht auf eine Eisenmangelanämie, müssen Ärzte nach der Ursache suchen. Denn sie entsteht niemals „einfach so“, sondern ist stets Folge einer der oben genannten Auslöser. Es folgen also eingehende körperliche Untersuchungen sowie eine ausführliche Patientenbefragung.
Die Behandlung der Eisenmangelanämie gliedert sich in zwei Teile:
Meistens sind die Eisenspeicher nach rund sechs Wochen wieder aufgefüllt, es kann aber auch mehrerer Monate dauern. Langsam aber sicher normalisiert sich die Blutbildung. Eine eisenreiche Ernährung solltest du auf jeden Fall in Betracht ziehen. Bei einer Eisenmangelanämie genügt diese aber in der Regel nicht. Wichtig ist, dass Ärzte den Behandlungserfolg durch regelmäßige Blutproben sicherstellen.
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